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Salzgurken, milchsaure Gurken

Das Thema „Milchsaures“ hatte ich ja schon vor einiger Zeit hier aufgegriffen. Da ging es aber in der Hauptsache um Sauerkraut.
Heute sind dann mal endlich die Gurken dran und ich will einen kleinen Lobgesang auf Bakterien starten, ohne die wir - im übrigen - gar nicht existieren würden…
Okay, ich lasse lieber Wikipedia singen, da ist das schon so schön aufgeschrieben… ;-)

- Milchsäuregärung bei Wikipedia
Milchsäuregärung zur Herstellung von Lebens- und Futtermitteln
Zur Konservierung von Lebensmitteln wird die Milchsäuregärung mindestens seit der Jungsteinzeit eingesetzt. Durch die Milchsäurebildung wird das Lebensmittel gesäuert und Verderbniserreger werden fast vollständig in ihrer Aktivität gehemmt oder sogar abgetötet. Beispiele sind Sauermilchprodukte wie Joghurt, Quark und Buttermilch, Brottrunk, Sauerkraut, Saure Bohnen, das koreanische Gimchi, das japanische Tsukemono und andere Sauergemüse.
Weiterhin wird die Milchsäuregärung zum Brotbacken mit Sauerteig und zur Reifung von Rohwürsten wie Teewurst, Salami und anderen Rohwürsten angewendet.
Zur Milchsäuregärung bei Milchprodukten benötigen die Milchsäurebakterien das Enzym Lactase, welches unter Verwendung von H2O den Milchzucker Lactose (C12H22O11) in Glucose (C6H12O6) und Galactose (C6H12O6) umwandelt. Beide so entstandenen Zucker werden über einen oder mehrere der oben beschriebenen Wege umgesetzt.
Die Milchsäuregärung wird auch zur Konservierung von Pflanzenmaterial als Futtermittel in der Landwirtschaft eingesetzt. Man bezeichnet das in der Regel in Silos durchgeführte Verfahren als Silierung und das Produkt als Silage.“

Fast sämtliche Gurken, die man heute zu kaufen bekommt, sind mit Essig und Zucker (und ein paar Gewürzen) eingekochte Konserven, meist in Gläsern. Oft schmecken sie nach Essig und Zucker und wenn man Pech hat, dann sind sie mit beinahe undefinierbaren Aromen aufgepeppt, mit Süßstoffen gesüßt, um sich „zuckerreduziert“ oder „zuckerfrei“ auf die Fahnen schreiben zu können, und mit billigstem Branntweinessig gesäuert. Aber es gibt natürlich auch rühmliche Ausnahmen, die wohlschmeckend sind und auch völlig ohne merkwürdige Zusätze auskommen.
Milchsauer eingelegte Gurken findet man jedoch nur noch in wirklich seltenen Fällen. In meiner Kindheit gab’ es in den Gemüseläden noch Gurkenfässer, wo man solche Gurken einzeln kaufen konnte. Mit einer großen, langen Zange wurden sie aus einem riesigen Gärbottich geholt. Später sah ich solche Fässer nur noch vereinzelt auf Jahrmärkten und dgl. und heute - ich bin allerdings auch nur noch wenig unterwegs - findet man sie fast gar nicht mehr. Um so mehr freute ich mich, als ich im Bioladen sog. Dillgurken von der Firma „Schweizer“ fand. Diese sind tatsächlich noch milchsauer vergoren, allerdings für die Haltbarkeit dann sicher mind. pasteurisiert. Diese Gurken schmecken sehr gut (die eingekochten Gewürzgurken der Firma im übrigen auch) und man sieht bereits an den Inhaltsstoffen, dass sie zu den löblichen Ausnahmen auf dem Markt gehören.

Fotos: ‚Hoka’ Einlegegurken, Samen aus dem Biomarkt.
Eine Sorte, die eigentlich als bitterstofffrei beschrieben wird, aber bei uns sowas von bitter wurde… Aber für’s Einlegen ist es egal, die Bitterstoffe werden dabei zerstört (genau wie beim Einkochen übrigens auch).

Gurkenpflanze Gurkenblüte

Gurken der Sorte 'Hoka'.

Da ich ja vor fast 3 Jahren wieder begonnen habe Sauerkraut selbst einzulegen und mir 2 Gärfässer gekauft hatte und in diesem Jahr die Gurken im Garten und Gewächshaus tatsächlich richtig gut wuchsen, war schnell klar: dieses Jahr gibt’s eingelegte Gurken. Begonnen habe ich mit kleinen Mengen in Gläsern, um mich an die Würzung ranzutasten und auch verschiedene Geschmacksrichtungen zu testen. Das geht, wie beim Sauerkraut auch, sehr problemlos und man kann die Gläser dann auch gut im Kühlschrank aufbewahren, was im kleinen Haushalt sicher sinnvoller ist, als ein große Fass anzusetzen, mit dem man dann nicht weiß wohin, denn nach dem Gärvorgang muss es schon kalt stehen.

Milchsauer eingelegte Gurken.

Milchsauer eingelegte Salzgurken in verschiedenen Geschmacksrichtungen.

Die Technik ist grundsätzlich simpel! Das Gemüse wird praktisch nur mit Salzwasser übergossen und möglichst luftdicht verschlossen und dann lässt man die Bakterien werkeln, die auf der Oberfläche der Gemüse sitzen. Diese Bakterien arbeiten am besten bei um 20°C herum. Die Vergärung dauert etwa 10-14 Tage. Danach hört das Geblubber im Glas auf und man stellt die Gläser kalt, üblicherweise Kühlschranktemperaturen (4-10°C), aber ein kalter Keller oder im Winter auch Dachboden reicht meist auch.
Die Gurken sind durch die entstandene Milchsäure sehr gut haltbar. Im Glas oben sammelt sich das entstandene CO2 an, das gerade bei Schraubgläsern auch von allein entweicht, bevor ein Überdruck entsteht. Zu oft öffnen sollte man die Gläser nicht, denn das Gas konserviert, so dass sich auch an der Oberfläche kein Schimmel bilden kann.
Das Salz dient der anfänglichen Konservierung, nicht nur als Geschmacksverstärkung, bis ausreichend Milchsäure und Gas im Glas vorhanden sind und deren konservierende Eigenschaften das Glas haltbar machen.

Wie man sieht: kein Hexenwerk! Ja, unsere Vorfahren wussten sich sehr gut in unseren kalten Gefilden über den (manchmal sehr harten und langen) Winter zu retten! :-D
Milchsaure Gemüse enthalten reichlich B-Vitamine, die von den Bakterien gebildet werden und Vitamin C, das über den Winter vor Skorbut schützt, wenn einem die frischen Lebensmittel fehlen. Da keinerlei weitere Konservierung notwendig ist, sind solche Gemüse richtig gesund und jeder Vollkonserve, erst recht aus dem Supermarkt, vorzuziehen.

Und hier nun endlich der Vorgang, um es nicht „Rezept“ nennen zu müssen! ;-)

Gurkenernte.

Zutaten:


- Gurken
- abgekochtes, abgekühltes Wasser
- Salz (zwischen 15-25 g Salz pro kg Einlegegut)
- Gläser (Bügel- oder Schraubgläser, einmal vorher wiegen, damit man weiß, wie viel Gärgut man drin hat! )

optional:


- Dillblüten, -samen und -stängel
- Senfkörner
- Lorbeerblätter
- Pfeffer- und/ oder Pimentkörner
- Blätter vom Kirsch-/ Sauerkirschbaum
- Weinlaub
- Meerrettich und/ oder -blätter
- Borretschblüten und -blätter
- Bohnenkraut
- Petersilienstängel
- Zwiebel
- Knoblauch

Zubereitung:


Die Gurken gründlich mit einer Bürste unter lauwarmem Wasser abschrubben und anschließend in entsprechende Stücke schneiden. Wer ein Fass hat, kann die Gurken auch im Ganzen einlegen. Dafür schneidet man die Enden knapp ab und sticht bei großen Gurken einige Male mit einer Nadel ringsherum ein.
Die Kräuter gibt man lagenweise dazwischen, bei Gläsern reicht auch eine Lagen unten. Halme und Blätter sollten nicht oben aus der Flüssigkeit herausstehen, deshalb immer besser unten einschichten. Trockene, aufschwimmende Kräuter sollte man in ein großes Blatt einschlagen.
Wenn das Glas vollgeschichtet ist (oben ein paar cm frei lassen!) wiegt man ab, damit man die Salzmenge ermitteln kann, gibt das Salz dazu und das abgekühlte, abgekochte Wasser. Oben kann man bspw. gut mit einem gefalteten Meerrettichblatt abschließen, mit dem man das Gärgut gut unter den Flüssigkeitsstand drücken kann. Notfalls muss man einen abgekochten, passenden Stein oder ein passendes Schälchen zum reindrücken darauf setzen. Dann mit dem Deckel gut verschließen.

Das Glas nun für 10-14 Tage an einem warmen Ort aufstellen, bspw. in der Küche oder im Wohnzimmer.
Probekosten immer nur mit sauberen, am besten nichtmetallischen Gegenständen, bspw. Holz- oder Plastiklöffel verwenden.
Während des Gärvorgangs nicht zu oft öffnen, da die Gase oben im Glas konservierend wirken.

(Falls sich an der Oberfläche Schimmel oder Schlieren bilden, kann man die abschöpfen und das Glas mit einem sauberen Tuch abwischen. Man beobachtet weiter und sieht, ob tatsächlich eine Schimmelbildung erfolgt und das Gärgut verdirbt. Außerdem riecht man auch, falls es wirklich verdorben ist - es stinkt! Das würde keiner mehr freiwillig essen! Korrekt milchsauer vergorene Gurken riechen angenehm sauer.)

Nach dieser Zeit sollte die Gärung abgeschlossen sein und das Gärgut einfach kalt gestellt werden. Die Haltbarkeit wird durch den Gärvorgang erzeugt.

Die weißen Beläge und Trübungen der Flüssigkeit sind normal und entstehen durch die Milchsäurebakterien. Die Flüssigkeit wird irgendwann klar, da sich die Trübstoffe absetzen. Man kann die Gurken vor dem Verzehr kalt abspülen, um die Beläge zu entfernen. Wir essen sie jedoch gleich so.

Foto: Gurken nach ca. 4 Wochen.

Erste Verkostung.

Zur milchsauren Vergärung eignen sich viele Gemüse. Unser Zucchini-Versuch scheiterte allerdings, weil diese viel zu wabbelig weich wurden und einen sehr merkwürdigen Geschmack annahmen, wobei vielleicht auch der Knoblauch eine Rolle spielte.
Die nächsten Versuche werden Möhren, Rote Bete, Blumenkohl und Gartenbohnen über sich ergehen lassen müssen! :-D